Die Post ist nicht da
Schock für treue Kunden, so titelte eine Boulevardzeitung und zielte damit auf ein Publikum, das den E-Post-Brief der Deutschen Post vermutlich kaum genutzt hat. So wenig genutzt wie ich. 2010 wurde das Konzept eingeführt, auch ich registrierte mich, schon damals auf der Suche nach guten digitalen Postwegen. Eine sichere E-Mail versprach das Konzept damals, das sich als wenig praktikabel erwies. Knackpunkt war einmal mehr die Verschlüsselung: Die zuverlässige Kommunikation setzt voraus, dass Sender und Empfänger den Dienst nutzen. Der neue Dienst der Post weckte bei der Einführung viele Hoffnungen, die leider nicht erfüllt wurden. In der Praxis gelang es nicht, einen Standard durchzusetzen, der tatsächlich die digitale Kommunikation mit Behörden, Versicherungen und anderen Stellen, mit denen geschäftliche Briefe ausgetauscht werden, ermöglicht und vor allem erleichtert. Offenbar musste leider doch erst eine Pandemie kommen, um überhaupt ein Bewusstsein dafür zu verankern, dass digitale Kommunikation nicht nur ein nettes Zubrot ist, sondern notwendig und unverzichtbar.
Digitale Briefträger*innen
Wie geht es nun weiter? Auf E-Briefe setzt die Deutsche Post auch künftig, aber in hybrider Form. Soll heißen: Als Absender kann ich meinen Brief digital der Post übergeben, die ihn nach guter alter Art ausdruckt und zustellt. Tja. Das ist nicht die digitale Revolution, aber immerhin ein Dienst, den viele andere Unternehmen ebenfalls schon lange anbieten und den ich gerne nutze. Gut geeignet für digitale Nomad*innen, Menschen auf dem Land und überhaupt alle, die weder Briefkasten noch Drucker in der Nähe haben. Aber keine Zukunftsmusik.
Leerer digitaler Briefkasten
Ähnliches wie für den nun verschwindenden E-Post-Dienst der Post gilt für die meines Wissens weiterhin angebotene digitale Kopie von Briefen <>: Was nützt mir der Dienst, wenn ihn niemand nutzt? In den eineinhalb Jahren seit meiner Registrierung habe ich einen einzigen Brief auf diesem Weg erhalten.
Immerhin: Die Briefankündigung funktioniert, und der Dienst ist sogar kostenlos. Einzige Voraussetzung: Man braucht die DHL-App oder ein E-Mail-Postfach bei GMX oder WEB.DE. Auch wenn sich damit der Briefinhalt nicht lesen lässt, weiß man schon mal, was für ein Brief aus Papier im Briefkasten landen wird – oder beim Digitalisierungsdienst. (Wie Scandienste für Briefpost im Arbeitsleben digitaler Nomaden ankommt, lässt sich besipielsweise dort verfolgen.)