Ritter lassen grüßen
Wo treffen menschliche und künstliche Intelligenz so selbstverständlich zusammen, dass wir uns dessen oft gar nicht mehr bewusst sind? Natürlich im Internet. In einem Bereich also, der nicht mehr aus unserer Alltagswelt wegzudenken ist. Als mein Sohn im Kindergartenalter war, war er überzeugt davon, dass ich das Zeitalter der Ritter live miterlebt habe. Heute fragt ein Kind seine Großeltern: „Wie habt ihr ohne Internet eine Telefonnummer finden können? Wie habt ihr eine Reise gebucht? Wie habt ihr euch über Neuigkeiten informiert?“
Deutsche Sprache, bequeme Sprache
Die Vorstellungen von Kommunikation und Wissenserwerb haben sich durch die Informationstechnologie (IT) grundlegend gewandelt. Auch die Sprache muss versuchen, Schritt zu halten. Viele Sprachen sind bequem. Sie machen es sich leicht und übernehmen ein Fremdwort. Das englische Wort Internet zum Beispiel hat es sich in der deutschen Sprache bequem gemacht.
Was heißt Internet auf Inuit?
Einen anderen Weg haben die kanadischen Inuit eingeschlagen. Im Arktis-Territorium Nunavut gibt es eine Sprachbehörde mit einem ungewöhnlichen Auftrag: Neben der Pflege der herkömmlichen Inuit-Dialekte sorgt sie dafür, dass die sprachliche Entwicklung mit dem technischen Fortschritt Schritt hält. Auf gut Deutsch: Sie prägt eigene Wörter für Neues. Mit einer Sprachschöpfung gelangte Eileen Kilabuk, die Direktorin der Sprachbehörde, zu Internetruhm. Sie prägte das Inuit-Wort „Ikiaqqijjuti“ als Ausdruck für „Internet“. Ins Deutsche übersetzt wird aus dem schnöden Internet eine philosophische Weisheit: „Ein Schamane reist durch eine andere Dimension der physischen Welt.“
Schnittstelle Daten und Mensch
Mehr Poesie können wir Ihnen in einem Blog an der Schnittstelle zwischen Daten und Mensch nicht bieten. Aber wir möchten Ihnen kurz vor Augen führen, wie das Internet, IT und KI (Künstliche Intelligenz) heute unsere Kommunikation erleichtern – bei allen berechtigten Vorbehalten.
Sprachgrenzen
... sind nicht länger ein Hindernis für menschliche Kommunikation. Maschinelle Übersetzungen und Algorithmen zum Sprachverständnis ermöglichen es, Texte in Augenblicken in eine andere Sprache zu übertragen. KI erfasst nicht die sprachlichen Feinheiten, die ein Mensch beim Übersetzen erkennen würde, aber für ein grobes Erfassen der Bedeutung eines Textes reicht die Maschinenübersetzung oft aus.
Sprachassistenten und Chatbots
... nutzen die menschliche Sprache als Schnittstelle zwischen Menschen und Computern. Damit erleichtern sie auch denjenigen die Interaktion im Internet, die möglicherweise Sprechen vorziehen, weil ihre Sehfähigkeit eingschränkt ist. Sprachgesteurte Suchanfragen stellen neue Anforderungen an Sprach- und Texterkennung.
Textverarbeitung
... leistet viel mehr als die Funktion einer Schreibmaschine. Texte im Internet werden mithilfe von Algorithmen unter verschiedenen Aspekten analysiert. Das hilft nicht nur Unternehmen, die daraus größtmöglichen Nutzen ziehen wollen. Auch Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher profitieren davon, wenn bei der Internetsuche das richtige Ergebnis ausgespuckt wird, auch wenn man beispielsweise nach einem Teekesselchen sucht: Eine Bank ist etwas anderes als eine Bank.
Menschliche Intelligenz
Okay, automatisierte Übersetzungen und Inhalte, die von Chatbots in Sekundenschnelle erzeugt werden, können hilfreich sein. Aber bitte mit Vorsicht genießen und im Zweifelsfall lieber dem Siegel Menschliche Intelligenz vertrauen.
Datenschutz und Privatsphäre
... bitte nicht vergessen: Texte im Internet, geschrieben wie besprochene, sind mehr als reine Daten. Niemand möchte ungewollt persönliche Informationen preisgeben, Urheberrechte müssen beachtet werden, Speichern wider Willen darf nicht sein. Und natürlich sollen durch KI und Sprachtechnologien nicht kulturelle und sprachliche Vielfalt aufgeweicht werden.
An den besten Rädchen drehen
Das sagt und schreibt sich leicht, aber es bleibt viel menschliche Arbeit zu tun. Fest steht nur, dass niemand die Entwicklungen aufhalten kann, die durch neue Sprachtechnologien in Gang gekommen sind. An uns allen liegt es, zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI beizutragen und neben ihren Möglichkeiten auch ihre Grenzen zu erkennen und zu benennen.
