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Wie lange braucht ein Brief?

Ines Balcik
30.11.2021

Schneckenpost und Flaschenpost

Als Briefe noch mit der Postkutsche befördert wurden, wie lange dauerte es da, bis ein Brief den Empfänger erreichte? Natürlich lässt sich das nicht pauschal beantworten, denn neben der Schnelligkeit der Pferde spielte die zu überbrückende Entfernung eine Rolle, von anderen Widrigkeiten ganz zu schweigen. Von ein paar Stunden über ein paar Tage bis zu mehreren Monaten war sicherlich alles an Zustelldauer drin. Ich vermute aber, dass selbst in Zeiten der sogenannten Schneckenpost* ein Brief auf den damals üblichen Wegen nur ausnahmsweise mehrere Jahre vom Absender zur Adressatin unterwegs war.

Anders die Flaschenpost, deren Zustellung erheblich erratischer war und ist. Wer eine Flaschenpost auf den Weg schickt, kalkuliert vermutlich schon ein, dass sie lange Zeit und möglicherweise viele Jahre unterwegs ist. Der Segelverein, dessen Brief ganze 53 Jahre unterwegs war, bevor er die rechtmäßigen Adressaten erreichte, warf keine Flaschenpost in den Fluss und auch nicht ins Meer. Dass der Brief nach einer so langen Zeit zugestellt werden konnte, grenzt an ein Wunder.

E-Mails und Co.

In der Bürokommunikation darf es gerne etwas schneller gehen. E-Mails und Messengerdienste rechnen mit anderen Zeitdimensionen und überbrücken auch riesige geografische Distanzen in Sekundenschnelle. Aber trotz zunehmender Digitalisierung geht es noch nicht ganz ohne die gute alte Briefpost. Das liegt nicht nur an der digitalen Signatur, aber hier ist nicht der richtige Ort, um weitere Hinderungsgründe zu diskutieren. Wir nennen euch stattdessen ein paar nützliche Helferlein, wenn es doch mal ein herkömmlicher Brief sein muss.

Elektronische Tools für herkömmliche Briefe

 Die mobile Briefmarke der Deutschen Post zum Beispiel ist ein Tool, das den Gang zur nächsten Postfiliale spart – zumindest dann, wenn man weiß, wie groß und schwer der Brief bzw. die Sendung ist, den man gerade verschicken möchte. Gut finde ich, dass man den Code per Hand auf den Umschlag schreiben kann und nicht erst umständlich noch etwas ausdrucken muss.

Praktisch finde ich auch die elektronische Briefankündigung der Post. Wer die Post-App nutzt oder eine Mailadresse bei web.de oder bei gmx hat, kann diesen Service kostenlos nutzen. Für mich ist das eine gute Ergänzung zum Digitalisierungsdienst, den ich als digitale Nomaden seit Jahren für meine herkömmliche Post schätze. Durch die Briefvorschau sehe ich früher, was mich an Post erwartet, denn da die zu digitalisierende Post erst an den Digitalisierungsdienst weitergeschickt wird, dauert die Zustellung ein paar Tage länger, als wenn sie direkt in meinem Briefkasten vor Ort landen würde.

Ergänzend zur elektronischen Briefankündigung gibt es auch eine elektronische Briefvorschau. Die steckt aber offenbar noch in den Kinderschuhen, mein Fazit dazu ist ernüchternd: Nach inzwischen acht Monaten hat mich nur ein einziger Brief auf diesem Weg erreicht.

Der Kommunikationswandel wird weitergehen. Wir werden sehen, welche digitalen Briefstandards sich etablieren werden.

* »Ri-ra-rutsch / Wir fahren mit der Kutsch / Wir fahren mit der Schneckenpost / Wo es keinen Pfennig kost'«, so geht ein Kinderreim des 19. Jahrhunderts.

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