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Wohnungssuche im Rhein-Main-Gebiet

Ines Balcik
19.09.2025

Jedes Jahr ein ähnliches Bild: An den Hochschulen beginnt bald das Wintersemester. Und das wiederum bedeutet, dass noch mehr Menschen als in den anderen Monaten verzweifelt nach bezahlbaren Wohnungen suchen. Nur wenige haben reiche Eltern, die mal eben ein Apartment in bester Frankfurter Innenstadtlage oder wenigstens in der Nähe der Uni aus dem Ärmel schütteln können.

Die Finanzmetropole Frankfurt am Main gehört zu den teuersten Städten Deutschlands. Seit 2010 sind die Mietpreise um über 60 Prozent gestiegen, während gleichzeitig die extreme Nachfrage durch Zuzug und internationale Unternehmen nicht nachlässt. Sehen wir uns einmal an, wie neue Technologien bei der Suche nach Wohnraum helfen könnte. Wie wir Wohnungen suchen, bewerten und verwalten, lässt sich mithilfe von künstlicher Intelligenz möglicherweise sinnvoller angehen als mit herkömmlichen Methoden.

Der Frankfurter Wohnungsmarkt

Im Internet zugängliche Daten und Zahlen sprechen ihre eigene Sprache. Mit einem Qudratmeterpreis von 11,50 Euro für Neubauten und Bodenrichtwerten von drei- bis fünftausend Quaratmetern in der Innenstadt gehört die Stadt im Rhein-Main-Gebiet zu den hochpreisigen Wohnorten. Zudem ist in beliebten Vierteln wie Sachsenhausen oder im Nordend die Leerstandsquote sehr gering, was die Wohnungssuche zusätzlich erschwert. Für eine zentral gelegene 60-Quadratmeter-Wohnung liegen die Mieten inzwischen im Bereich von 1.200 bis 1.500 Euro – Tendenz steigend. Entspannung ist zurzeit nicht in Sicht, denn der jährliche von tausenden Menschen nach Frankfurt hält an.

Transparenz durch Daten

Wer eine Wohnung sucht, versucht möglichst viele Informationsquellen anzuzapfen. Die klassischen Mittel wie persönliche Kontakte, Mund-zu-Mund-Propaganda, Anzeigenblättchen und Aushänge, dazu die neuen Mittel wie Social Media, Internetforen und Onlinedienstleister sollen für den Erfolg sorgen. Von außen betrachtet denkt man sich: Die Suche nach der Nadel im sprichwörtlichen Heuhaufen hätte bessere Chancen. Wie soll man in diesem Wust an Kontakten und Informationshäppchen den Überblick behalten?

Spätestens hier ist ein Punkt erreicht, an dem künstliche Intelligenz ins Spiel kommen könnte. KI-Systeme analysieren bereits jetzt eine Vielzahl von Datenquellen, um Mietpreise fairer und transparenter zu gestalten. Öffentliche Statistiken wie der Mietspiegel der Stadt Frankfurt, Bodenrichtwerte und Leerstandsquoten bilden die Grundlage für datenbasierte Bewertungen. Echtzeit-Marktdaten von kommerziellen Plattformen zeigen aktuelle Trends auf – beispielsweise den Mietanstieg im Nordend um 8 Prozent im vergangenen Jahr. Infrastrukturdaten zu ÖPNV-Anbindung, Schulen, Umfeld und Lärmbelastung runden das Bild ab.

Einige Plattformen nutzen bereits jetzt KI, um den Durchblick im Frankfurter Wohnungsmarkt herzustellen. Dazu gehören neben Immoscout24 mit Anlaysen der Mietpreisentwicklungen in den Stadtteilen auch Housery, das die KI-gestützte Wohnungssuche mit verschiedenen Filtern verfeinert, Mispiegel-Check zum Vergleich der geforderten Miete mit dem offiziellen Frankfurter Mietspiegel und das Geoportal Frankfurt mit interaktiven Karten zu Lärm, Grünflächen und Sozialstruktur.

Erfolgsgeschichte aus der Praxis

Die 28-jährigen Anna ist ein gutes Beispiel dafür, wie KI Mietern helfen kann. Als sie 2023 eine 2-Zimmer-Wohnung in Sachsenhausen für 1.300 Euro kalt anmietete, schöpfte sie Verdacht: Die Miete erschien ihr zu hoch. Der KI-gestützte Mietspiegel-Check des Mieterbunds bestätigte ihre Vermutung: Die Miete lag 20 Prozent über dem zulässigen Wert. Mit den datenbasierten Belegen überzeugte Anna ihre Vermieterin und erreichte eine Senkung der Miete auf 1.100 Euro. Letztlich sparte Anna also satte 2.400 Euro in einem Jahr.

Genossenschaften werden digital

Während der freie Wohnungsmarkt von Spekulation geprägt ist, bieten sich Genossenschaften als stabile und soziale Alternative an. Über 30.000 Frankfurter*innen leben bereits in genossenschaftlichen Wohnungen, und die Wartelisten sind bis lang.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Mieten steigen nur moderat (ein bis zwei Prozent pro Jahr), Mitglieder haben Mitbestimmungsrechte, und es gibt keine Spekulation, da Wohnungen nicht verkauft werden. Der Unterschied zu den Mieten im privaten Markt ist deutlich: Während Mieter'innen dort mittlerweile gut und gerne 12 bis 18 Euro pro Quadratmeter berappen müssen, kommen Genossenschaftsmitglieder durchschnittlich auf Mietpreise von 8 bis 10 Euro pro Quadratmeter.

Mithilfe von KI-gesteuerten Tools werden Genossenschaften noch effizienter. KI

Auch Genossenschaften setzen zunehmend auf KI:

  • Wartelisten-Management: KI priorisiert Bewerber nach sozialen Kriterien wie Einkommen und Familiengröße

  • Energieeffizienz: Sensoren und KI analysieren den Verbrauch und sparen Kosten

  • Predictive Maintenance: Reparaturbedarf wird frühzeitig erkannt

  • Bedarfsgerechte Planung: KI simuliert die Nachfrage nach verschiedenen Wohnungsgrößen

Die ABG Frankfurt Holding, eine der größten Genossenschaften der Stadt, nutzt seit 2023 KI-gestützte Plattformen und konnte dadurch den Verwaltungsaufwand um 30 % reduzieren.

Stimme aus der Praxis

Michael Weber, Vorstand der Bauverein AG Frankfurt, bringt es auf den Punkt: "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt – aber Daten sind unser Werkzeug, um das zu ermöglichen. Seit 2022 setzen wir KI ein, um Wartelisten fairer zu gestalten und konnten 2023 über 200 Familien mit Kindern schneller eine Wohnung zuweisen."

Durch Predictive Maintenance spart die Genossenschaft jährlich bis zu 100.000 € an Instandhaltungskosten – Geld, das in Neubau und Sanierungen fließt.

Ausblick: Frankfurt als Vorreiter

Die Stadt Frankfurt plant bis 2025 ein städtisches "Wohnungsmarkt-Dashboard" mit Echtzeitdaten zu Mieten, Leerständen und Neubauprojekten. Bis 2030 sollen 20 % des Neubauwohnraums über Genossenschaften gefördert werden – mit KI als Schlüsseltechnologie.

Fazit: Technologie für mehr Gerechtigkeit

KI im Wohnungsmarkt ist mehr als nur ein Trend – sie ist ein Werkzeug für mehr Fairness und Transparenz. Für Mieter bedeutet das: bessere Verhandlungsposition und Schutz vor überteuerten Mieten. Für Vermieter: rechtssichere Bewertungen und langfristige Planungssicherheit. Und für die Stadt: ein Instrument zur Entspannung sozialer Spannungen.

Die Kombination aus innovativer Technologie und bewährten Genossenschaftsprinzipien zeigt: Bezahlbarer Wohnraum ist auch in Frankfurt möglich – wenn Daten und Gemeinschaftssinn Hand in Hand arbeiten.

Sie interessieren sich für eine Genossenschaftswohnung? Informieren Sie sich bei Bauverein AG oder Volkswohl Bund über aktuelle Wartelisten und nutzen Sie KI-Tools wie den Genossenschafts-Finder für Ihre Suche.



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