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Medizin durch die VR-Brille

Ines Balcik
10.01.2022

Wozu braucht man Simulatoren?

Wer war schon mal in einem Flugsimulator? Nie probiert? Trotzdem ist wahrscheinlich noch niemand an einem Videospiel vorbeigekommen, in dem man als Rennfahrer*in durch die virtuelle Gegend rast. Dazu muss man kein Fan von Computerspielen sein, als Elternteil zum Beispiel kommt man wohl kaum darum herum, zumindest mal den Sprösslingen dabei über die Schulter geguckt zu haben.

Die ersten Simulatoren wurden schon vor gut hundert Jahren entwickelt, damals ging es um die Ausbildung von Flugzeugpiloten. Kein schlechter Ansatz, einen Piloten erst mal am sicheren Boden trainieren zu lassen. Bei einem Unfall im Simulator gibt es keine Toten und Verletzten, sehr beruhigend. Außerdem gibt es keine Sachschäden, auch das ist ein wichtiges Argument. Simulatoren beschränken sich nicht auf Flugzeuge, es gibt sie in sehr vielen technischen Bereichen. Sie haben sich überall dort für die Ausbildung bewährt, wo der Umgang mit komplexen technischen Situationen und Probleme zunächst einmal in einem geschützten Bereich geübt werden sollte.

Ausflug in die virtuelle Realität

Sicherlich lässt sich argumentieren, dass auch viele Videospiele und Computerspiele als Simulationen der realen Welt verstanden werden

können. Simulation heißt eigentlich Vorspiegelung – dabei denke ich sofort an »Vorspiegelung falscher Tatsachen«. Dieser negative Ausdruck lässt sich ganz leicht ins Positive wenden, wenn man die Simulation der Spiele als Nachbildung der Wirklichkeit auffasst, als Übungsgrund und Spielplatz für die reale Welt. Reale Welt und virtuelle Welt, das ist ein Gegensatzpaar, das sich seit den 1980er-Jahren gebildet hat. Dazwischen gibt es eine weitere Dimension, die gemischte Realität oder Augmented Reality, die VR (kurz für: virtuelle Realität) und Wirklichkeit miteinander verbindet. Genau hier, in diesen Grenzbereichen wird es interessant. Denn mit VR-Headsets oder VR-Brillen lassen sich Simulationen noch realer erleben, nicht nur in der Welt der Computerspiele.

Kürzlich ging zum Beispiel eine Meldung durch die Medien, dass ein Bauer in der Türkei seinen im Stall stehenden Kühen beim Melken VR-Brillen aufgesetzt habe. Mit spürbarem Effekt: Die Kühe, die sich so auf üppigen grünen Wiesen wähnen, geben mehr Milch (ein Interview dazu in der SZ: »Die Kuh ist 20 Minuten online« ).

Patientensimulation mit VR

Was Kühen und Piloten recht ist, darf auch Studierenden der Medizin zugutekommen. Patientensimulation hat sich in verschiedenen Bereichen der Ausbildung angehender Mediziner*innen längst bewährt. Mit VR-Headsets kommt eine neue Dimension hinzu, in Marburg zum Beispiel. Dort helfen VR-Brillen dabei, Studierende besser auf stressige Situationen in Notfällen vorzubereiten (Bericht in der Hessenschau: Medizinstudenten üben für die Notaufnahme mit Virtual Reality).

Der Bericht ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich virtuelle Realität und Simulation sinnvoll miteinander verbinden lassen – zum Wohl der Menschen in der wirklichen Welt. Wir dürfen gespannt sein auf weitere Lösungen, die ganz bewusst auf die Vermischung verschiedener Welten setzen.

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