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Wie die Antike digital erwacht

Ines Balcik
28.11.2021

Alte Geschichte, neue Methoden

Archäoinformatik heißt die Forschungsrichtung, die sich archäologischen Fragestellungen mithilfe digitaler Mittel und Techniken annimmt – und das herkömmliche Bild der im Boden wühlenden Archäologen obsolet werden lässt. Teilweise zumindest, denn natürlich gleicht die Archäologie immer noch einem gigantischen Puzzle mit schier unendlich vielen Teilen, einem Mosaik mit vielen Lücken. Letztlich geht es also auch in diesem Bereich um die Sammlung und Auswertung sehr vieler Daten zu diesen Puzzleteilen – und schon liegt der Gedanke an die Nutzung digitaler Tools gar nicht mehr so fern. Im Gegenteil, der Nutzen von Datenbanken und Geoinformationssystemen für die Erforschung alter Geschichte liegt auf der Hand. Virtuelle Realität ist eine weitere willkommene Möglichkeit, archäologische Funde mit neuem Leben zu wecken und sie damit anschaulich zu machen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem virtuellen Rundgang durch das antike Rom mit seinem auch im wirklichen Leben nach wie vor eindrucksvollen Colosseum?

Eine römische Stadt vom digitalen Reißbrett

In der Regel sieht es so aus, dass sich herkömmliche Grabungsmethoden und digitale Möglichkeiten ergänzen. Kürzlich aber machte eine Meldung Schlagzeilen, die direkt aus neuen Vorgehensweisen resultiert: Mit Falerii Novi, nördlich von Rom gelegen, wurde erstmals eine römische Stadt kartografiert, ohne dass eine Ausgrabung vor Ort nötig war. Mittels Georadar (engl. GPR, kurz für Ground Penetrating Radar, auch Bodenradar) wurden die Ruinen bis in drei Meter Tiefe erforscht und durch Satellitentechnik weiter verfeinert. Eine ausführliche Darstellung der Methoden und Ergebnisse findet sich in dem aufschlussreichen Fachartikel Ground-penetrating radar survey at Falerii Novi: a new approach to the study of Roman cities.

Fenster in die Antike

Bekanntlich gibt es auch in Deutschland zahlreiche Spuren aus der römischen Zeit. 1959 erschien Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, ein Sachbuch von Rudolf Pörtner, das zum Bestseller und zum geflügelten Wort wurde. Denn der Titel zeigte: Die Vergangenheit liegt erstaunlich nah. Die neuen Forschungsmethoden werden sicherlich auch in unseren Breiten noch zu neuen Funden und zu neuen Erkenntnissen führen.

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