Papier hat ausgedient
Als ich die Nachricht las, dass es seit Herbst 2022 einen Kindle gibt, auf dem man schreiben kann, fiel mir der alte Tablet-Clip wieder ein. Und während ich mich noch fragte, ob ich wieder auf einen E-Pen setzen sollte und wie nützlich elektronische Kulis überhaupt für Nicht-Grafiker sind, die nur digital schreiben wollen, begann ich als Sprachliebhaberin über die Tablet-Tablett-Frage zu sinnieren.
Das iPad-Video mit Martina Hill ist von 2011, wir schreiben fast das Jahr 2023. Inzwischen dürften auch Oma und Opa wissen, was ein Tablet ist und wie man es in der Küche einsetzen kann (Pro-Tipp: nicht in der Spülmaschine, aber perfekt für Rezepte). Und doch ist die Frage gar nicht so doof, wie ich merkte, als ich mich nach aktuellen E-Stiften umsah. Denn da stieß ich schnell auf viele Grafik-Tabletts und sehr viel seltener auf Grafik-Tablets. Hm. Der Sprachgebrauch ändert sich ganz offensichtlich und Wörterbuchdefinitionen hinken gerne mal hinterher.
Elektronische Handschrift
Zurück zum digitalen Schreiben. Vor Jahren hatte ich ein Galaxy Note, weil ich den digitalen Stift überaus praktisch fand. Mit der Zeit allerdings nutzte ich ihn dann doch immer seltener. Im Alltag fand ich es irgendwann lästig, den Stift rauszunehmen und vor allem anschließend auch daran zu denken, ihn wieder an seinen Platz zu stecken. So ähnlich ging es mir auch mit dem Windows Surface, das viele Jahre lang mein treuer Begleiter war: Anfangs nutzte ich den dazugehörigen Pen sehr häufig, später immer seltener. Schade eigentlich. An der Funktionalität beider elektronischen Stifte hatte ich eigentlich nicht viel auszusetzen und doch blieben sie immer häufiger stecken. Bzw. rollten herum im Fall des Surface, weil sich die Stifthalterung irgendwann lockerte und schließlich löste. Im Galaxy Note war der Pen sicherer verwahrt.
Beide Geräte nutze ich nicht mehr, die Sehnsucht nach einem praktischen digitalen Schreibgerät bleibt. Denn so viel man auch in die Tasten haut: Ein Ersatz für handschriftliches Schreiben ist das nur teilweise. Der große Vorteil des Tippens ist die Lesbarkeit (Anmerkung der Verfasserin: Ein mir nahestehender Mensch behauptet, dass ich eine unleserliche Ameisenschrift habe). Und natürlich schätze ich das leichte Durchsuchen von digitalen Notizen und Aufzeichnungen ebenso wie beim digitalen Lesen. Aber handschriftliches Schreiben hat noch eine weitere Dimension, die dem Tippen fehlt. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie den Unterschied zwischen "Fußball gucken" und "Fußball spielen": Beim "echten" Schreiben bin ich mit allen Sinnen und vollem Körpereinsatz bei der Sache. Das hat was Therapeutisches, finde ich.
Wunschnotizen
Das Schöne beim Schreiben ist wie beim Lesen, dass das Eine das Andere überhaupt nicht ausschließt. Im Gegenteil: Digital und Handschrift bzw. Print ergänzen sich wunderbar, finde ich. Und dann ist da ja noch die Sache mit der digitalen Unterschrift. Optimal fände ich einen digitalen Kuli, mit dem ich auch rechtssicher unterschreiben kann.
Den für mich optimalen E-Pen habe ich noch nicht gefunden. Ich will nicht malen und zeichnen, ich will nur schreiben. Zurzeit experimentiere ich testhalber mit einem günstigen Grafiktablet(t), das ich auch als Mausersatz verwende. Ganz zufrieden bin ich noch nicht. Weitere Anbieter ziehen nach und bieten interessante Alternativen. Tipps anyone? Ich wäre sehr dankbar.
[Edit 13.12.22] Offenbar lässt der Kindle Scribe noch zu wünschen übrig, obwohl das Schreibgefühl gut zu sein scheint, wie der Test im Literaturcafé zeigt.