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Niemals vergessen

Ines Balcik
29.11.2021

Nürnberger Prozess von 1946 goes digital

Der Nürnberger Prozess folgte auf den Zweiten Weltkrieg, aus den bekannten schrecklichen Gründen: die für die NS-Kriegsverbrechen Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Mehr als 75 Jahre nach Kriegsende ist es nötiger als je, aufzuklären über die Verbrechen jener dunklen Zeit. Die Zeitzeugen werden weniger und das Aufkommen totalitärer Strömungen in aller Welt lässt Schlimmes befürchten. Wie es scheint, ist Aufklärung dringender nötig denn je. Umso wichtiger, dass das Taube Archive of the International Military Tribunal (IMT) at Nuremberg (1945-1946) nun digital aufbereitet wurde. Zunächst steht nur das schriftliche Material virtuell zur Verfügung, Audiomaterial und Filmausschnitte sollen folgen.

Initiator des Online-Archivs ist David Cohen, Professor für Menschenrechte und internationale Justiz in Stanford. Er ist der Meinung, »dass diese Dokumente nicht nur in irgendeinem Archiv bleiben sollen, das nur Historikern und Experten zur Verfügung steht«. Digital aufbereitet sind die Akten nun weltweit abrufbar, und sie können auf diese Weise gezielt durchsucht werden.

 Weiteres Material folgt

Der Nürnberger Prozess fand vor dem extra einberufenen Internationalen Militärgerichtshof der vier Siegermächte statt, zwölf der 24 Angeklagten wurden zum Tod verurteilt, nur drei Angeklagte wurden freigesprochen.

Dem ersten Prozess folgten zwölf weitere Nürnberger Prozesse, die vor amerikanischen Militärgerichten verhandelt wurden. Auch die Akten dieser Prozesse wollen die amerikanischen Wissenschaftler um Cohen in naher Zukunft digitalisieren und damit einem großen Publikum zugänglich machen.

Warum das wichtig ist

Abgeschlossen war mit den Nürnberger Prozessen die Aufarbeitung der Verbrechen und Folgen des Nationalsozialismus noch lange nicht. Dass man damals in Deutschland möglichst schnell zur Tagesordnung übergehen wollte, ist eine Sache. Dass heute vieles in Vergessenheit zu geraten droht oder womöglich umgedeutet wird, ist eine ganz andere. Die Zeit heilt längst nicht alle Wunden. Deshalb sollten uns die Ergebnisse z. B. dieser Umfrage des ZDF aus dem Jahr 2020 aufschrecken, denn sie zeigen ein trauriges Bild des Verdrängens. Aus diesem Grund steht unser Beitrag zu den digitalisierten Nürnberger Prozessen auch nicht in der Rubrik Spurensuche, sondern ganz bewusst hier unter Zeitgeschehen. Die Folgen dessen, was damals geschah, betreffen uns noch immer. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen.

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