Die Technik soll's Schreiben richten
Texten mit KI ist aktuell das große Thema: ChatGPT von OpenAI sorgt für Diskussionen über Möglichkeiten und Grenzen von Texten, die mittels künstlicher Intelligenz erzeugt werden, und auch DeepL, bisher bekannt für maschinelle Übersetzungen, stellt jetzt mit DeepL Write die Betaversion eines Dienstes für maschinell erzeugte Texte vor. Zur Bedeutung von künstlicher Intelligenz und Chatbots empfehlen wir auch das Interview mit Dr. Cäcilie Kowald im b3b-Blog.
Ohne Menschen geht es nicht
Die Möglichkeiten der Technik bewusst nutzen, das menschliche Wissen sinnvoll einsetzen – um die richtige Balance dabei geht es uns bei B:Tech. Ohne Menschen kommt unsere Arbeitswelt nicht aus. Ein einfaches Beispiel: das Korrektorat von Texten. Wir setzen als selbstverständlich voraus, dass Texte einigermaßen den geltenden Rechtschreibregeln entsprechen sollten (vorsichtig ausgedrückt ;)). Korrektes Schreiben hat nichts mit Besserwisserei oder Erbsenzählerei zu tun. Hinter guten Texten steckt ein anderes Kalkül: Texte, die den Spielregeln der Rechtschreibung folgen, lassen sich leichter lesen und erreichen damit ihre Zielgruppe besser als Texte mit Schreibweisen, die zwar auf innovative Kreativität hinweisen, deren Sinn aber den Lesenden verborgen bleibt.
Rechtschreibprüfung allein reicht nicht
Zahlreiche Möglichkeiten der Rechtschreibprüfung bieten sich im Internet und als Software. Alle technischen Helferlein stoßen aber früher oder später an ihre Grenzen. Denn Sprache ist so viel mehr als eine logisch erklärbare Abfolge von Buchstaben, Wörtern und Sätzen. Die deutsche Sprache ist kompliziert und voller Ausnahmen – ein reicher Schatz für alle Wortakrobat*innen. Aber Technik allein reicht nicht zur Korrektur, wenn es um mehr als Buchstabendreher geht. Das Bild zeigt zwei Zufallsfunde, Beispiele für falsche Schreibungen, die scheinbar richtig aussehen und nicht unbedingt von jeder Technik aufgespürt werden.
Viel lesen ist gut, aber was lesen wir?
Viel lesen hilft, damit die Rechtschreibung sich einprägt, wird oft behauptet. Dieses Prinzip stößt an Grenzen, wenn das, was gelesen wird, falsch ist. Wie bei „Kapitel Fünf“ (s. Bild). Die Kapitelüberschrift stammt aus dem Leseprogramm für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eines großen Verlags für Lernmedien. Sie ist falsch geschrieben. Zahlwörter werden kleingeschrieben: Nummer eins, Punkt zwei, Absatz drei, Frage vier, Kapitel fünf. Sieht ein Kind über jedem einzelnen Kapitel aller Bücher im Programm die Großschreibung der Zahl, wird sich genau diese falsche Schreibweise einprägen. Dumm gelaufen.
Deutsche Rechtschreibung, nicht englische
Im anderen Beispiel (s. Bild) stößt englische Rechtschreibung auf deutsche, und das führt zum Konflikt. In englischen Überschriften werden bekanntlich alle Wörter großgeschrieben. In deutschen Überschriften gilt das nicht, die üblichen Rechtschreibregeln gelten auch für Titelzeilen. (Kleiner Tipp nebenbei, weil es mittlerweile viel zu oft falsch gemacht wird: Adjektive werden im Deutschen kleingeschrieben. Normalerweise.) Wie es zu der Falschreibung kommen kann? Mir ist es selbst schon so gegangen: Man nutzt eine Software / eine App / ein Programm, das auf englischen Schreibregeln beruht, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist. Und schwups, automatisch wird die mühsam befolgte deutsche Klein- und Großschreibung ins englische System verwandelt. Natürlich lässt sich das auch wieder ändern, aber manchmal geht das nicht ohne Programmierkenntnisse, wenn der Code entsprechend angepasst werden muss.
Sprache bleibt kompliziert
Merke: Adjektive und Zahlwörter werden kleingeschrieben. Okay, normalerweise. Deutsche Sprache, schwere Sprache gilt auch in Zeiten künstlicher Intelligenz (mal ganz ehrlich: Wer soll diese Sprache, die gefühlt mehr Ausnahmen als Regeln kennt, je beherrschen?). Auch deshalb gilt: Eine menschliche Lektorin ist nicht unfehlbar, bewahrt aber (meistens!) vor sprachlichen Peinlichkeiten.